Ethik
Als Fachpraxis für Psychiatrie und Psychotherapie FMH verpflichten wir uns der Standesordnung der FMH. Diese kann hier eingesehen werden.
Wissenschaft
In meiner ärztlichen Arbeit richte ich mich nach den Prinzipien der Evidenzbasierten Medizin (EBM). Im Folgenden finden Sie einen Ausschnitt aus meiner Dissertation von 2009, in dem mein Verständnis zu diesem vielgenannten Begriff erörtert wird.
David Sackett definierte 1996 zusammen mit vier seiner Kollegen den Begriff der “Evidence-Based Medicin” (EBM) in einem Editorial des British Medical Journal wie folgt: „The conscientious, explict, and judicious use of current best evidence in making decisions about the care of individual patients. The practice of evidence based medicine means integrating individual clinical expertise with the best available external evidence from systematic research“ [16].Unter Evidenz versteht man hier nicht wie im Deutschen einen offensichtlichen Beweis, sondern abgeleitet vom englischen “evidence“ das Vorhandensein der aktuell verfügbaren bestmöglichen wissenschaftlichen Forschungsergebnisse, die einem zeitlichen Wandel unterliegen. Eine neuere erweiterte Definition beschreibt die EBM folgendermassen: „Evidence-based medicine is the integration of best research evidence with clinical expertise and patient values“ [17]. Die Definition wurde also um den Begriff des „patient values“ erweitert. Der praktizierende Arzt wird damit aufgefordert, seine Therapie neben den Forschungsergebnissen auch auf klinische Erfahrung abzustützen, ohne jedoch zu vergessen, die Anwendbarkeit auf den einzelnen Patienten genau zu prüfen. Mit dem „patients value“ sollen auch die individuellen Therapieerwartungen und Wünsche des einzelnen Patienten in den Entscheidungsprozess einfliessen. Der EBM geht es also nicht primär um die Aufklärung biologischer Phänomene, sondern um das wohlbegründete therapeutische Handeln aufgrund bester verfügbarer wissenschaftlicher Datenlage, der persönlichen praktischen Erfahrung des Therapeuten, sowie der individuellen Ansprüche und Möglichkeiten des Patienten. Angesichts der täglich wachsenden Menge an wissenschaftlicher Information (17 Originalarbeiten pro Tag für einen Internisten bei durchschnittlich 30 Minuten Lesezeit pro Woche [18]), stellt die Identifizierung und Bewertung 10 relevanter Evidenz für den einzelnen Arzt eine kaum zu bewältigende Aufgabe dar. Daher ist es hilfreich wenn die Primärliteratur zu systematischen Übersichtsarbeiten und Metaanalysen aufgearbeitet wird, um die Evidenz in der Praxis schnell verfügbar zu machen. Zu diesem Zweck wurde die Cochrane Collaboration (CC) gegründet. Ziel der CC ist die Erstellung, Verbreitung und regelmässige Aktualisierung systematischer Übersichtsarbeiten zu therapeutischen Fragestellungen aus allen Bereichen der Medizin [17]. Wichtigster Grundsatz bei einer so entstehenden Evidenzpyramide ist die Transparenz und Nachvollziehbarkeit des Entstehungsprozesses auf jeder Stufe. Nur so ist das bestehende Wissen zur Falsifikation oder Verifikation offen, wie dies von der EBM gefordert wird. Systematische Reviews und Metaanalysen sind heute auch ausserhalb der CC integraler Bestandteil medizinischer Forschung.
Quellen:
16: Sackett DL, Rosenberg WMC, Muir Gray JA. Evidence-based medicine: What it is and what it isn’t. BMJ 1996;312:71-72.
17: Sackett DL, Straus SE, Richardson WS, Rosenberg W, Haynes RB. Evidence-based medicine: How to practice and teach EBM. 2nd ed. Edinburgh: Churchill Livingstone; 2000.
18: Davidoff F, Haynes B, Sackett D, Smith R. Evidence based medicine. A new journal to help doctors identify the information they need. BMJ 1995;310:1085-1086.